Programm - Menschenrechte
Ronya Othmann: Vierundsiebzig
Die schriftstellerische Annäherung an das Leiden verfolgter Eziden in Syrien und der Türkei
Ronya Othmann hat uns mit ihrem Romandebüt „Die Sommer“ tiefe Einblicke in das Leben der ezidischen (auch: jesidischen)
Bevölkerung in Syrien an der Grenze zur Türkei gegeben und das schwierige Ankommen von Geflüchteten in Deutschland beschrieben. In ihrem neuen Roman „Vierundsiebzig“ versucht sie erneut, dem Grauen eine Sprache zu geben und denkt zugleich über die Unmöglichkeit nach, so etwas zu erzählen. Es geht um den Genozid an der ezidischen Volksgruppe durch IS-Terroristen im Jahr 2014 in Shingal – den vierundsiebzigsten insgesamt an dieser unterdrückten Minderheit. Ronya Othmann, Tochter eines ezidisch-kurdischen Vaters und einer deutschen Mutter, geht dahin, wo es schmerzt, in Camps und an Frontlinien, in die Wohnzimmer der Überlebenden in Deutschland und zur Frage, wie sie als Journalistin und Schriftstellerin mit dem eigentlich Unsagbaren umgehen kann.
Moderation: Katharina Erlenwein
Christoph Safferling: Der Streitfall
Steht die deutsche Demokratie auf dem Spiel? Ein Rück- und Ausblick
Die Herausforderungen für Rechtsstaat und Demokratie in Deutschland nehmen zu, wie der Blick zurück auf die Gründung der Bundesrepublik vor 75 Jahren zeigt. Zwar hat sich der gesellschaftliche Zusammenhalt während der stürmischen Krisen der zurückliegenden Jahre – Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Pandemie, Ukrainekrieg – als resilient erwiesen. Und im europäischen Vergleich können die radikalen Parteien in Deutschland noch von der Macht ferngehalten werden. Aber die Anfechtungen sind groß und nur durch entschiedenes politisches Handeln, durch eine Reform des Rechtsstaats, kann Deutschland eine freiheitliche Demokratie bleiben, wie der Historiker Friedrich Kiessling und der Erlanger Völkerrechtler Christoph Safferling in ihrem Buch „Der Streitfall“ beschreiben.
Moderation: Dr. Susanne Stemmler
Thomas Medicus: Klaus Mann. Ein Leben
Die große Biografie zum 75. Todestags des berühmten Exil-Autors
Klaus Mann, der älteste Sohn von Thomas Mann, lebte ein extremes Leben. Er verkörpert die bewegte erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer. In der Weimarer Republik war er ein viel beachteter Romancier, Dramatiker und schillernder Dandy. Er reiste in die Sowjetunion, bezog Stellung gegen die Nazis, wurde ins Exil getrieben und kämpfte nicht nur mit dem Wort, sondern auch mit der Waffe als US-Soldat gegen Hitler-Deutschland. Mann liebte den Exzess und führte ein flackerndes Dasein voller Amouren und Kämpfe. In seiner Biographie erzählt der fränkische Sachbuchautor und Journalist Thomas Medicus das kurze Leben Klaus Manns, der sich 1949 das Leben nahm, und ergründet dessen Obsessionen und Triebkräfte.
Moderation: Dirk Kruse