Literaturhaus Nürnberg e.V.
Luitpoldstraße 6
90402 Nürnberg
Telefon 0911 2342658
info@literaturhaus-nuernberg.de
Liebe Literaturbegeisterte,
vielen Dank für Ihr großes Interesse an unseren Veranstaltungen im Jahr 2022. Wir hatten viele große Lesungen und intime Werkstattgespräche. So soll es weitergehen. Unser kleines Team stellt das Programm für das erste Quartal 2023 zusammen, unter anderem mit ganz aktuellen Krimis von Simone Buchholz und Lucas Fassnacht, Musikalischem von Thomas Kraft und Literarischem von einem Musiker, nämlich Pippo Pollina. Außerdem ein literaturhistorischer Roman über "Frankenstein"-Erfinderin Mary Shelley und ihre nicht minder exzentrische Schwester Claire. Informieren Sie sich hier über das aktuelle Programm. Tickets können Sie unter dem jeweiligen Programmpunkt online erwerben (erst registrieren, dann das jeweilige Datum anklicken). Es gilt keine Maskenpflicht mehr in den Räumen des Literaturhauses. Wir hoffen auf Ihre Rücksichtnahme. Einlass ist immer ab 17.30 Uhr, die Veranstaltungen beginnen um 19 Uhr. Das Restaurant im Literaturhaus ist wie immer durchgehend geöffnet und heißt Sie täglich willkommen.
Ihr Programmteam des Literaturhaus Nürnberg e.V.
Ein Weltreisender im Lockdown. Der österreichische Poet Raoul Schrott sinniert über das Abwesende
Lockdown und Krieg haben große Lücken in unsere Gegenwart gerissen. Raoul Schrotts formensprengende Gedankengedichte erkunden, wie sehr unser Denken, Handeln und Fühlen vom Abwesenden geprägt ist. Vermag es die Poesie, das Verlorengegangene wiederzubringen? Was bleibt und was lassen wir zurück, wenn wir gehen? Kunstvoll, klug und sinnlich führt „Inventur des Sommers“ ein buntes Kaleidoskop jener zersprungenen Momente vor Augen, die unser Leben ausmachen – ob zu Hause, im Zeitgeschehen, in wahren Geschichten, Totenreden oder Jubelfeiern.
Moderation: Dirk Kruse
In Kooperation mit der Deutschen Akademie für Fußballkultur Nürnberg
In einem ungenutzten Keller auf dem Vereinsgelände des 1. FC Nürnberg wurde die Mitgliederkartei der Jahre 1928 bis 1955 gefunden, die bislang als verschollen galt. Sie wurde dem Nürnberger Autor und Journalist Bernd Siegler übergeben, der sich seit Jahrzehnten der Geschichte „seines“ Vereins, des 1. FC Nürnberg widmet und bereits zahlreiche Bücher über ihn verfasst hat. Unter den rund 12.000 Karteikarten fand Siegler die Namen der 142 jüdischen Club-Mitglieder, die im April 1933 – aus antisemitischen Gründen und im vorauseilenden Gehorsam gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern – aus dem Verein verstoßen wurden. Bernd Siegler hat ihre Biografien recherchiert und sie in den Mittelpunkt dieses Buches gestellt. Sie erhalten damit erstmals nicht nur einen Namen, sondern auch eine Geschichte und ein Gesicht. Das Buch handelt aber auch von den Tätern von damals und wie sie nach 1945 wieder an einflussreicher Stelle wirken konnten. Es geht um den Umgang des Vereins mit der eigenen Geschichte sowie den immer noch virulenten Antisemitismus im Fußball.
Moderation: Birgitt Glöckl, Deutsche Akademie für Fußballkultur Nürnberg
Preisverleihung, Lesung und Gespräch
Zum zweiten Mal vergibt der Literaturhaus Nürnberg e.V. den mit 10.000 Euro dotierten Gisela-Elsner-Preis. Ihn erhält die 1983 in Georgien geborene, seit 2003 in Deutschland lebende Schriftstellerin Nino Haratischwili.
Die 39-jährige Autorin hat eine ganz eigene, kraftvoll-poetische Sprache entwickelt und in den Krisen mittel- und osteuropäischer Länder ihr Thema gefunden. Haratischwilis Romane handeln von Zeiten des Umbruchs und des Zusammenbruchs politischer und sozialer Systeme – beispielhaft dargestellt an ihrem Heimatland Georgien. Mit ihrem Roman „Das achte Leben – Für Brilka“ gelang Haratischwili endgültig der Durchbruch als Autorin, neben erzählender Prosa schreibt sie zahlreiche Bühnenstücke. „Es gelingt der Autorin nicht nur, die georgische Geschichte als Teil europäischer Geschichte darzustellen, sondern auch die europäische Qualität georgischer Literatur und Kultur in ihren Werken zu vermitteln. Es ist die Verbindung von Einzelschicksalen mit der Darstellung historischer Umstände, die Haratischwilis Texten angesichts des Angriffskriegs auf die Ukraine eine Aktualität verleiht, die so kaum eine andere literarische Stimme bietet“, heißt es in der Jurybegründung. Am 2. Mai wird Haratischwili auch ihren aktuellen Roman „Das mangelnde Licht“ im Literaturhaus vorstellen. Darin erzählt sie von vier Freundinnen, die sich nach Jahrzehnten wiedertreffen und auf ihre Jugend in Georgien zurückblicken.
PD Dr. Christine Künzel, Vorsitzende der Gisela-Elsner-Gesellschaft, wird die Laudatio halten.
Moderation: Katharina Erlenwein
Diesmal beschreibt Ulrike Draesner Krieg, Flucht und ihre Folgen aus weiblicher Sicht
Ulrike Draesner ist Romanautorin, Lyrikerin, Essayistin und eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der Gegenwart. In ihrem neuen Buch „Die Verwandelten“, das von der Kritik hochgelobt wird, folgt sie den Spuren unterschiedlicher Frauenfiguren durch das 20. Jahrhundert, ein Jahrhundert der Kriege und Verluste, der Gewalt und der Suche nach innerer Ruhe. Eine Anwältin erbt unverhofft eine Wohnung in Wrocław – und entdeckt einen polnischen Familienzweig. Eine junge Frau rekonstruiert ihre Herkunft aus einem Lebensborn-Heim. Eine andere irrt 1945 durch das zerstörte Deutschland und liebt insgeheim Frauen. Eine Nationalsozialistin gibt anderen Erziehungsratschläge und schweigt doch über ihren eigenen, großen Verlust. – Ulrike Draesner beleuchtet den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen aus weiblicher Sicht, quer durch mehrere Generationen. Sie zeigt, was Gewalt und Vertreibung mit Menschen machen und wie sie doch alle miteinander verbunden sind.
Moderation: Katharina Erlenwein
Düsterer Blick in die Geschichte: Schwarze Pädagogik im Kinderheim
Ein Kindererholungsheim auf der Insel Norderney Anfang der 1960er Jahre. Die junge Hanna fängt dort voller Idealismus als Pflegerin an. Doch das Heim wird mit harter Hand geführt und nicht nur die Kinder, sondern auch Hanna werden von der strengen Oberschwester drangsaliert. Herzlos führt sie die Aufsicht über die kranken Kinder. Auf der Suche nach den Gründen stößt die junge Pflegerin auf die dunkle Geschichte des Heims. Welche Konsequenzen haben ihre Erkenntnisse nun für ihre Arbeit und ihr Leben? Die in der fränkischen Schweiz aufgewachsene Autorin hat einen ganz persönlichen Bezug zu Norderney: Ihre Mutter arbeitete dort in den Sechzigerjahren in einem Kindererholungsheim und half mit ihren Berichten bei der Recherche.
Moderation: Dr. Susanne Stemmler
Der Schweizer Bestsellerautor mit einem virtuosen autofiktionalen Roman
Mit seinem Debütroman „Agnes“, der heute Schullektüre ist, und seiner Erzählsammlung „Blitzeis“, schrieb sich Peter Stamm Ende der 90er Jahre in die Herzen der Leser und Kritiker. Heute umfasst das Werk des vielfach preisgekrönten Schweizer Schriftstellers neun Romane, fünf Erzählbände, Theaterstücke und Essays und wurde in rund 40 Sprachen übersetzt. Eigentlich gilt Peter Stamm als der große Melancholiker der deutschsprachigen Literatur, doch in seinem neuen Roman „In einer dunkelblauen Stunde“ spielt auch Humor eine große Rolle. „So gut war Peter Stamm noch nie“, urteilt Rezensent Roman Bucheli, „und vor allem auch: so witzig.“
Moderation: Dirk Kruse
Der neue Sörensen - Kult-Kommissar mit Angststörung und lakonischem Humor
„Mit Sörensen wird man gerne nass, weil der Humor trocken bleibt. Spannend ist das alles auch noch“, sagt der Schauspieler Bjarne Mädel über den norddeutschen Kommissar, den Sven Stricker erfunden hat. Die kongeniale Verfilmung des ersten Krimis „Sörensen hat Angst“ mit Bjarne Mädel wurde mit gleich drei Grimme-Preisen ausgezeichnet. Im Januar wurden die Dreharbeiten zum zweiten Krimi „Sörensen fängt Feuer“ abgeschlossen. Derweil legt Sven Stricker seinen druckfrischen vierten Krimi vor: „Sörensen sieht Land“.
Moderation: Dirk Kruse
Eine Familiengeschichte im Ruhrpott der Nachkriegszeit
Dortmund in der Nachkriegszeit: Das bedeutet Armut, Kriegstraumata und wenig Hoffnung auf eine rosige Zukunft. Doch drei Jugendliche kämpfen um einen besseren Platz im Leben. Edgar wächst bei seiner Mutter und seinem Onkel auf – der Vater ist im Krieg gefallen. Der Junge soll später den Friseurladen übernehmen oder bei schlechtem Betragen im Bergbau arbeiten. Er, seine Jugendliebe Nelly und sein bester Freund Jürgen – sie alle haben genug von der ärmlichen Enge. Als Edgar die Möglichkeit bekommt, Schaufensterdekorateur zu lernen und Förderer findet, öffnet sich die Tür zur Düsseldorfer Künstlerszene. Der Roman über einen Aufsteiger, der mit seiner Herkunft bricht und sie doch nie ganz loswird, lehnt sich an das Leben des Malers Norbert Tadeusz an, der es zum Meisterschüler von Joseph Beuys und zum Kunstprofessor brachte. Jörg Thadeusz, Radiojournalist, Fernsehmoderator und Autor, hat dem Roman seine Familiengeschichte zugrunde gelegt.
Moderation: Dr. Susanne Stemmler
So fasst man Fuß in der Literaturszene
Schreibwettbewerbe sind wichtig für Vernetzung und Austausch von Autor:innen. Gerade als junge:r Autor:in öffnen Wettbewerbe Türen. Noch Jahre später profitieren Teilnehmende vom Netzwerk, das sie dadurch aufbauen. Pauline Füg und Michi Malcherek sind selber Autor:innen und leiten seit vielen Jahren Schreibwerkstätten. Immer wieder sitzen sie in Jurys von Schreibwettbewerben, z.B. beim Fränkischen Preis für junge Literatur. Ihr Wissen, wo man passende Schreibwettbewerbe überhaupt findet und wie die perfekten Bewerbungsunterlagen aussehen sollten, geben sie in diesem Kurs weiter. Außerdem versorgen sie alle Teilnehmenden mit Tipps und Tricks sowie Hintergrundinfos aus der (fränkischen) Literaturszene.