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Literaturhaus Nürnberg e.V.

Luitpoldstraße 6
90402 Nürnberg
Telefon 0911 2342658

Programm des Literaturhaus e.V.

Unser Programm

Liebe Literaturbegeisterte,

das aktuelle Programm des Literaturhaus Nürnberg e.V. finden Sie hier. Sie können Karten nur online erwerben. Sie werden unter jedem Programmpunkt weitergeleitet zum Kartenkauf bei Eventim. Wir informieren Sie gerne über alle Veranstaltungen und Neuigkeiten durch unseren Newsletter, abnonnieren Sie ihn mit einem Klick unten rechts auf der Website, damit Sie nichts verpassen.

Ihr Programmteam des Literaturhaus Nürnberg e.V.

 

Feridun Zaimoglu: Sohn ohne Vater

Mittwoch, 21. Mai 2025, 19 Uhr

Die Reise eines trauernden Sohns zum Grab des Vaters

Wie erinnern wir jene, die uns am nächsten stehen und uns doch manchmal seltsam fremd erscheinen? Es ist früh am Morgen, als die Mutter anruft, um ihm zu sagen, dass sein Vater gestorben ist. Der Erzähler weiß nicht, was er tun soll. Er ist allein in seinem Schmerz. Wer kann ihm helfen, wer ihn trösten? Nach und nach wird ihm klar: Er muss in die Türkei. Er muss zu seiner Mutter, muss sie stützen – und am Grab des Vaters stehen, um sich von ihm verabschieden zu können. Der Roman erzählt auf mitreißende, eindringliche Weise von einem trauernden Sohn, vom Zusammenhalt einer Familie, der trügerischen Erinnerung und einer Reise in ein fremdes Land – zur Mutter und zum toten Vater.

Feridun Zaimoglu, geboren 1964, lebt seit seinem sechsten Lebensmonat in Deutschland. Er studierte Kunst und Medizin in Kiel, wo er seitdem als Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramatiker arbeitet.

Moderation: Dr. Susanne Stemmler

Ulrike Draesner erhält den Gisela-Elsner-Literaturpreis

Dienstag, 3. Juni 2025, 19.00 Uhr

Preisverleihung mit Lesung und Gespräch

Zu Ehren der Nürnberger Autorin Gisela Elsner (1937-1992) vergibt das Literaturhaus Nürnberg e.V. den mit 10.000 Euro dotierten Gisela-Elsner-Literaturpreis. Die 1962 in München geborenen Ulrike Draesner ist die dritte Preisträgerin. Ihr enorm vielseitiges Werk umfasst Romane und Erzählungen ebenso wie Lyrik, Essays, poetologische Texte und Übersetzungen. „Indem sie in ihren Texten den Weg eines gesellschaftskritischen Feminismus beschreitet, der brisante Themen wie Transsexualität und Nonbinarismus aufgreift (bereits 2002 in „Mitgift“) und auch die Problematik des Alterns nicht ignoriert („Happy Aging. Ulrike Draesner erzählt ihre Wechseljahre“), steht Ulrike Draesner zweifellos in der Tradition einer Gisela Elsner“, heißt es in der Jury-Begründung. Draesners vielfältiges Werk ist engagiert und sprachkünstlerisch ambitioniert, experimentell und formbewusst. Die Autorin wird nach der Preisverleihung aus ihrem aktuellen Roman „zu lieben“ lesen, in dem sie von der Adoption ihrer Tochter erzählt.

Moderation: Dirk Kruse, Laudatio: Markus May

Tanja Röckemann über Gisela Elsner: Die Welt betrachtet ohne Augenlider

Mittwoch, 4. Juni 2025, 19.00 Uhr

Auf den Spuren einer Unangepassten

Gisela Elsner, die 1937 in Nürnberg als Tochter eines Siemens-Direktors geboren wurde und sich 1992 durch einen Fenstersturz das Leben nahm, gehört zu den schillerndsten Figuren der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. In ihrem Buch „Die Welt, betrachtet ohne Augenlider“ setzt sich Tanja Röckemann mit dem Leben und Werk der Satirikerin und aktiven DKP-Kommunistin Gisela Elsner auseinander. So entsteht ein Panorama der bundesrepublikanischen Linken zwischen 1968 und der Wiedervereinigung. Zudem ist Elsners Werk durchzogen von der umfassenden Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus – von der Auseinandersetzung mit ihrem Nürnberger Elternhaus über Nazi-Kontinuitäten bis hin zur nationalistischen Mobilmachung der späten 80er Jahre. Insofern kann der Band auch als Vorgeschichte der politischen Entwicklung des gegenwärtigen Rechtsextremismus gelesen werden. Die Moderation übernimmt die Elsner-Expertin Christine Künzel, sowohl Vorsitzende der Internationalen Gisela-Elsner-Gesellschaft als auch Mitglied der Gisela-Elsner-Literaturpreis-Jury. 

Moderation: Christine Künzel

Katja Petrowskaja: Als wäre es vorbei

Montag, 16. Juni 2025, 19 Uhr

Texte aus dem Krieg

Katja Petrowskaja ist eine großartige Betrachterin. In ihrer Kolumne „Das Bild der Woche“ in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung spinnt sie aus genauen Beobachtungen seit Jahren faszinierende literarische Kurztexte. Doch seit Russlands Angriff auf die Ukraine ist daraus eine Kriegs-Betrachtung geworden, die uns das Unbegreifliche erschließen kann oder auch nur benennen. Wie verändert der Krieg die Bilder? Wie verändert er das Sehen? Wie verändert er diejenigen, die ihm standhalten oder die ihm zuschauen? Mit ihren Bild-Texten hat die 1970 in Kiew geborene, seit 1999 in Deutschland lebende Schriftstellerin eine Chronik des Krieges geschrieben. Es ist auch eine Chronik über das Einbrechen des Ungeheuerlichen ins eigene Leben und die Veränderung des eigenen Blicks.

Moderation: Katharina Erlenwein

Ein Porträt des Schriftstellers Wolfgang Schorlau mit Brille

Wolfgang Schorlau: Black Forest

Montag, 23. Juni 2025, 19.00 Uhr

 Der deutsche Meister des politischen Kriminalromans

Der Stuttgarter Bestsellerautor Wolfgang Schorlau steht für den gesellschaftskritischen und politischen Kriminalroman, der durch Spannung und informative Hintergrundinformationen überzeugt. In seinem neuen Fall reist Privatermittler Georg Dengler tief in seine eigene Vergangenheit im Schwarzwald. Dort wird auf seine Mutter und ihn ein Anschlag verübt. Denglers Recherchen decken üble Machenschaften um den Bau von Windrädern auf. „Black Forest“ ist ein aufklärerischer Kriminalroman über die Energiewende zwischen schönem Schein, knallharten wirtschaftlichen Interessen und krimineller Energie.

Moderation: Dirk Kruse

Annegret Liepold: Unter Grund

Dienstag, 1. Juli 2025, 19 Uhr

Eine Jugend auf dem Land zwischen Sehnsucht und Wut

Inmitten des Schweigens ihrer Familie hat Franka sich schon immer verloren gefühlt. Bereits ihre Großmutter, genannt die Fuchsin, hortete Geheimnisse. Als Franka mit Ende Zwanzig in die fränkische Provinz zurückfährt, sieht sie endlich hin: Wie das war in den Nullerjahren, als Deutschland Weltmeister im eigenen Land werden wollte. Als ihr Vater starb und sie im Alter von 16 Jahren immer tiefer in die rechte Szene einstieg. Sie beginnt Fragen zu stellen und sucht nach einer Haltung zur Vergangenheit. Ein hochaktuelles Debüt über eine Jugend auf dem Land zwischen der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, radikaler Wut und den blinden Flecken der eigenen Familie. Es geht auch um Schuld – und wie viele Generationen es braucht, um Verbrechen während der Nazizeit aufzuarbeiten.  

Annegret Liepold, geboren 1990 in Nürnberg, hat Komparatistik und Politikwissenschaften in München und Paris studiert. Für die Arbeit an ihrem Debüt „Unter Grund“ erhielt sie unter anderem das Literaturstipendium der Stadt München.

Moderation: Dr. Susanne Stemmler

Dmitrij Kapitelman: Russische Spezialitäten

Mittwoch, 16. Juli 2025, 19.00 Uhr

Ein großartiges Buch über die Unmöglichkeit der Verständigung in Kriegszeiten, das Verständnis ermöglicht.

Eine Familie aus Kiew verkauft russische Spezialitäten in Leipzig. Wodka, Pelmeni, SIM-Karten, Matrosenshirts – und damit ein osteuropäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Doch Letzteres ist seit dem russischen Überfall auf die Ukraine nicht mehr zu haben. Die Mutter steht an der Seite Putins. Und ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, aber auch keine Stadt mehr als Kiew, verzweifelt. Klug ist es nicht von ihm, mitten im Krieg in die Ukraine zurückzufahren. Aber was soll er tun, wenn es nun einmal keinen anderen Weg gibt, um Mama vom Faschismus und den irren russischen Fernsehlügen zurückzuholen? Ein Buch, wie nur Dmitrij Kapitelman es schreiben kann: tragisch, zärtlich und komisch zugleich.

Moderation: Dirk Kruse

Bittersüß und zutiefst politisch schreibt Dmitrij Kapitelman in seinem neuen Roman „Russische Spezialitäten“ über Familie und die (Un-)Möglichkeit der Verständigung in Zeiten alter und neuer Kriege. „Es ist ein sanftes Buch, sehr humorvoll, sehr liebenswert, obwohl es ein düsteres Thema hat. Aber Kapitelman zaubert aus diesem düsteren Thema ein leichtes, sehr schönes und gleichzeitig auch sehr bewegendes Buch“, so die Kritikerin Irene Binal. Schon in Kapitelmans ebenfalls autobiographischem Roman „Eine Formalie in Kiew“ erzählte er humorvoll und melancholisch über seine Einbürgerung in Deutschland, für die er ins Land seiner Kindheit nach Kiew reisen musste.

Dmitrij Kapitelman wurde 1986 in Kiew geboren und kam im Alter von acht Jahren als „jüdischer Kontingentflüchtling“ mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Derzeit arbeitet er als Schriftsteller und freier Journalist in Berlin und veröffentlicht Musik unter dem Künstlernamen Dheema.