Und auch Monika Helfers Mann, der bekannte Schriftsteller Michael Köhlmeier, rückt in „Löwenherz“ langsam in den Fokus der Erzählerin. Doch Hauptfigur ist der kleine Bruder mit dem John Wayne-Gang, ein Eigenbrötler und charmanter Hallodri, der immer nur kurzen Halt fand. Die Autorin zeichnet die Figuren in ihrem autobiographischen Erzählprojekt mit großer Empathie und Ehrlichkeit. Ein ebenso sprunghaftes wie behutsames Erzählen, das die schmerzhaften Erinnerungen nicht ausspart und dennoch versöhnlich bleibt. Meisterlich wie ein pointilistischer Maler tupft Monika Helfer ihre Romane in kurzen Szenen aufs Papier und nimmt dabei auch die Unschärfen und Lücken der Erinnerungen in den Blick. „Löwenherz“ ist, wie die beiden Vorgängerromane, sachlich und rührend, komisch und traurig, hart und zart. Große Literatur, die gleichermaßen unterhält und unter die Haut geht.