Dienstag, 25. April 2023, 19 Uhr, Einlass 17.30 Uhr
In einem ungenutzten Keller auf dem Vereinsgelände des 1. FC Nürnberg wurde die Mitgliederkartei der Jahre 1928 bis 1955 gefunden, die bislang als verschollen galt. Sie wurde dem Nürnberger Autor und Journalist Bernd Siegler übergeben, der sich seit Jahrzehnten der Geschichte „seines“ Vereins, des 1. FC Nürnberg widmet und bereits zahlreiche Bücher über ihn verfasst hat. Unter den rund 12.000 Karteikarten fand Siegler die Namen der 142 jüdischen Club-Mitglieder, die im April 1933 – aus antisemitischen Gründen und im vorauseilenden Gehorsam gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern – aus dem Verein verstoßen wurden. Bernd Siegler hat ihre Biografien recherchiert und sie in den Mittelpunkt dieses Buches gestellt. Sie erhalten damit erstmals nicht nur einen Namen, sondern auch eine Geschichte und ein Gesicht. Das Buch handelt aber auch von den Tätern von damals und wie sie nach 1945 wieder an einflussreicher Stelle wirken konnten. Es geht um den Umgang des Vereins mit der eigenen Geschichte sowie den immer noch virulenten Antisemitismus im Fußball.
Bernd Siegler hat die Lebensgeschichten und Schicksale der vom Club verstoßenen jüdischen
Mitglieder recherchiert, sie erhalten damit erstmals nicht nur einen Namen, sondern auch eine Geschichte und ein Gesicht. Da ist der fußballbegeisterte Jugendliche, dessen Vater in der Reichspogromnacht von SA-Trupps erschlagen worden war und der später in ein KZ deportiert und dort ermordet wurde. Der Tennis spielende Rechtsanwalt, der als Vorsitzender der Satzungskommission im Verein die „politische und religiöse Neutralität" durchgesetzt hatte und später in England als „Enemy Alien" interniert wurde. Oder der Kaufmann, der sich in einer wahren Odyssee über Italien, Belgien, Frankreich und Trinidad nach New York in Sicherheit bringen konnte und fast 50 Jahre später den Ausschluss aus dem 1. FC Nürnberg noch immer nicht verwunden hat. „Heulen mit den Wölfen“ ist ein aufschlussreiches Stück Fußballgeschichte, das nicht nur Club-Fans eine neue Perspektive auf die Geschichte liefert.