Mittwoch, 16. Juli 2025, 19.00 Uhr
Ein großartiges Buch über die Unmöglichkeit der Verständigung in Kriegszeiten, das Verständnis ermöglicht.
Eine Familie aus Kiew verkauft russische Spezialitäten in Leipzig. Wodka, Pelmeni, SIM-Karten, Matrosenshirts – und damit ein osteuropäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Doch Letzteres ist seit dem russischen Überfall auf die Ukraine nicht mehr zu haben. Die Mutter steht an der Seite Putins. Und ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, aber auch keine Stadt mehr als Kiew, verzweifelt. Klug ist es nicht von ihm, mitten im Krieg in die Ukraine zurückzufahren. Aber was soll er tun, wenn es nun einmal keinen anderen Weg gibt, um Mama vom Faschismus und den irren russischen Fernsehlügen zurückzuholen? Ein Buch, wie nur Dmitrij Kapitelman es schreiben kann: tragisch, zärtlich und komisch zugleich.
Moderation: Dirk Kruse
Bittersüß und zutiefst politisch schreibt Dmitrij Kapitelman in seinem neuen Roman „Russische Spezialitäten“ über Familie und die (Un-)Möglichkeit der Verständigung in Zeiten alter und neuer Kriege. „Es ist ein sanftes Buch, sehr humorvoll, sehr liebenswert, obwohl es ein düsteres Thema hat. Aber Kapitelman zaubert aus diesem düsteren Thema ein leichtes, sehr schönes und gleichzeitig auch sehr bewegendes Buch“, so die Kritikerin Irene Binal. Schon in Kapitelmans ebenfalls autobiographischem Roman „Eine Formalie in Kiew“ erzählte er humorvoll und melancholisch über seine Einbürgerung in Deutschland, für die er ins Land seiner Kindheit nach Kiew reisen musste.
Dmitrij Kapitelman wurde 1986 in Kiew geboren und kam im Alter von acht Jahren als „jüdischer Kontingentflüchtling“ mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Derzeit arbeitet er als Schriftsteller und freier Journalist in Berlin und veröffentlicht Musik unter dem Künstlernamen Dheema.