Mittwoch, 4. Juni 2025, 19.00 Uhr
Gisela Elsner, die 1937 in Nürnberg als Tochter eines Siemens-Direktors geboren wurde und sich 1992 durch einen Fenstersturz das Leben nahm, gehört zu den schillerndsten Figuren der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. In ihrem Buch „Die Welt, betrachtet ohne Augenlider“ setzt sich Tanja Röckemann mit dem Leben und Werk der Satirikerin und aktiven DKP-Kommunistin Gisela Elsner auseinander. So entsteht ein Panorama der bundesrepublikanischen Linken zwischen 1968 und der Wiedervereinigung. Zudem ist Elsners Werk durchzogen von der umfassenden Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus – von der Auseinandersetzung mit ihrem Nürnberger Elternhaus über Nazi-Kontinuitäten bis hin zur nationalistischen Mobilmachung der späten 80er Jahre. Insofern kann der Band auch als Vorgeschichte der politischen Rechtsextremismus-eEntwicklung unserer Gegenwart gelesen werden. Die Moderation übernimmt die Elsner-Expertin Christine Künzel, sowohl Vorsitzende der Internationalen Gisela Elsner Gesellschaft als auch Mitglied der Gisela-Elsner-Literaturpreis-Jury.
Und noch mehr Gisela Elsner gibt es im Staatstheater Nürnberg: Es bringt ihren Roman „Heilig Blut“ als Theaterstück auf die Bühne. Premiere ist am Freitag, dem 6. Juni in der Regie von Ildikó Gáspár. Die viel zu wenig beachtete Nürnberger Schriftstellerin Gisela Elsner war eine leidenschaftliche Antifaschistin. In ihrem Roman „Heilig Blut“ zeigt sie die deutsche Gemütlichkeit in ihrem ganzen Grauen. Die Rhetorik, die sie in den 80er Jahren drei Altnazis in den Mund legte, ist wieder hochaktuell. Man kennt sie von manchen AfD-Abgeordneten aus dem Bundestag.
Inhalt: Ein junger Mann fährt mit den drei besten Freunden seines erkrankten Vaters an dessen Stelle in den traditionellen Jagdurlaub. In einer einsamen Hütte im Wald sitzen sie zusammen, trinken auf Anstand und Tradition, machen Scherze, die man ja wohl noch wird machen dürfen. Und langsam hebt sich die dünne Decke der Zivilisation. Als die Nachricht kommt, dass Wölfe gesichtet wurden und ein Mann verschwunden ist, beginnt die Jagd. Sie endet tödlich.