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Literaturhaus Nürnberg e.V.

Luitpoldstraße 6
90402 Nürnberg
Telefon 0911 2342658

Verleihung des Gisela-Elsner-Preises an Nino Haratischwili

Dienstag, 02. Mai 2023, 19 Uhr, Einlass 17.30 Uhr

 Zum zweiten Mal vergibt der Literaturhaus Nürnberg e.V. den mit 10.000 Euro dotierten Gisela-Elsner-Preis. Ihn erhält die 1983 in Georgien geborene, seit 2003 in Deutschland lebende Schriftstellerin Nino Haratischwili.

Die 39-jährige Autorin hat eine ganz eigene, kraftvoll-poetische Sprache entwickelt und in den Krisen mittel- und osteuropäischer Länder ihr Thema gefunden. Haratischwilis Romane handeln von Zeiten des Umbruchs und des Zusammenbruchs politischer und sozialer Systeme – beispielhaft dargestellt an ihrem Heimatland Georgien. Mit ihrem Roman „Das achte Leben – Für Brilka“ gelang Haratischwili endgültig der Durchbruch als Autorin, neben erzählender Prosa schreibt sie zahlreiche Bühnenstücke. „Es gelingt der Autorin nicht nur, die georgische Geschichte als Teil europäischer Geschichte darzustellen, sondern auch die europäische Qualität georgischer Literatur und Kultur in ihren Werken zu vermitteln. Es ist die Verbindung von Einzelschicksalen mit der Darstellung historischer Umstände, die Haratischwilis Texten angesichts des Angriffskriegs auf die Ukraine eine Aktualität verleiht, die so kaum eine andere literarische Stimme bietet“, heißt es in der Jurybegründung. Am 2. Mai wird Haratischwili auch ihren aktuellen Roman „Das mangelnde Licht“ im Literaturhaus vorstellen. Darin erzählt sie von vier Freundinnen, die sich nach Jahrzehnten wiedertreffen und auf ihre Jugend in Georgien zurückblicken.

PD Dr. Christine Künzel, Vorsitzende der Gisela-Elsner-Gesellschaft, wird die Laudatio halten.

Der Gisela-Elsner-Preis erinnert an die 1937 in Nürnberg geborene, immer politisch engagierte und oft satirisch schreibende Schriftstellerin Elsner. Er wird alle zwei Jahre vergeben, erste Preisträgerin war 2021 Natascha Wodin. Verliehen wird der Preis diesmal an Elsners Geburtstag, dem 2. Mai. Der Jury gehören an: Katharina Erlenwein (Journalistin, Literaturhaus Nürnberg e.V.), Laura Jacobi (homunculus Verlag Erlangen) , Dirk Kruse (Vorsitzender des Literaturhaus Nürnberg e.V.), Christine Künzel (Vorsitzende der Gisela-Elsner-Gesellschaft), Prof. Markus May (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Christian Niedermeier (Buchhandlung Jungkunz Fürth)

Begründung der Jury:

Den Gisela-Elsner-Literaturpreis 2023 erhält Nino Haratischwili für ihr bisheriges Gesamtwerk

"Die 39-jährige Nino Haratischwili hat bereits ein beachtliches Werk geschaffen und sich den Ruf einer Autorin von Weltformat erarbeitet, die international Anerkennung findet. Das gelingt nur wenigen deutschsprachigen Autorinnen und Autoren. Schreiben sei für sie die intensivste Form der Suche nach Welt, nach Leben, sagte Haratischwili in einem frühen Interview. Ihre Leidenschaft für das Schreiben in deutscher Sprache entdeckte sie während ihres Theaterregiestudiums in Hamburg und verfasste zunächst Texte für das Theater – inzwischen liegen mehr als fünfzehn Theaterstücke vor. Der literarische Durchbruch gelang ihr dann aber als Romanautorin. Ihr Romandebüt „Juja“ (2010) schaffte es sofort auf die Longlist des Deutschen Buchpreises, weitere Auszeichnungen folgten. Zuletzt wurde ihr die Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz verliehen. Ihr Roman „Das achte Leben (Für Brilka)“ (2014) wurde ein internationaler Bestseller und auch für die Bühne adaptiert. Für ihren aktuellen Roman „Das mangelnde Licht“ (2022) liegen bereits 15 Anfragen für Auslandslizenzen vor. Haratischwili interessiert sich für die Darstellung extremer Zustände und Situationen. So widmen sich ihre Romane gezielt Zeiten des Umbruchs und des Zusammenbruchs politischer und sozialer Systeme – beispielhaft dargestellt an ihrem Heimatland Georgien. Es gelingt der Autorin nicht nur, die georgische Geschichte als Teil europäischer Geschichte darzustellen, sondern auch die europäische Qualität georgischer Literatur und Kultur in ihren Werken zu vermitteln. Es ist die Verbindung von Einzelschicksalen mit der Darstellung historischer Umstände, die Haratischwilis Texten angesichts des Angriffskriegs auf die Ukraine eine Aktualität verleiht, die so kaum eine andere literarische Stimme bietet.

Jenseits von postmodernen literarischen Moden und Attitüden hat Haratischwili eine ganz eigene kraftvolle poetische Sprache entwickelt, die in hohem Maße von lyrischen Merkmalen geprägt ist. Dabei stellt sie sich bewusst in die Tradition weiblicher Autoren wie Anna Achmatowa oder Marina Zwetajewa, der sie ihr erstes Theaterstück „Z“ widmete. In ihren opulenten Generationenromanen entwirft Haratischwili starke Frauenfiguren, die geschlechtsspezifische Rollenerwartungen unterlaufen und ihr Glück jenseits gesellschaftlicher Normen und patriarchaler Strukturen suchen. All diese Aspekte verbinden das Werk Nino Haratischwilis mit dem von Gisela Elsner. Zudem teilen beide Autorinnen ein Gefühl der Fremdheit, der Befremdung des Vertrauten, das sich bei Nino Haratischwili im Leben zwischen zwei Welten – Georgien und Deutschland – und dem Schreiben in einer fremden Sprache äußert."